Alle linken und rechten Versammlungen sind für heute beendet. Insgesamt waren heute 4000 bis 5000 Menschen gegen den Naziaufmarsch aktiv. Der AK1404 ist höchst zufrieden mit den Aktionen. “Wir hatten von vornherein wenig Hoffnung, den Aufmarsch komplett blockieren zu können. Wenn die Polizei den Nazis unbedingt den roten Teppich ausrollen will, kann man nicht auf Blockaden als einziges Ziel setzen. Daher haben wir uns schon früh darauf konzentriert, mobil zu bleiben und Dynamik in eine sonst statische Situation zu bringen, in der Nazis hermetisch abgeriegelt durch gespenstisch ruhige Viertel ziehen”, so Lara Schwarz.
Nach Jahren ist es uns erstmalig wieder gelungen, bei einem Großaufmarsch direkt an der Route effektiv zu protestieren. Am weitesten kamen dabei einige Antifaschisten, die spontan mitten auf der Rheinischen Straße auftauchten und direkt vor den Nazis standen. Besonders erfreulich ist für uns auch, dass Anwohner*innen aus ihren Fenstern heraus den rechten Aufmarsch mit Getrommel und Musik übertönt und viele von ihnen sich dem Protest auf der Straße angeschlossen haben. Zusätzlich konnten die große Demonstration von Blockado und der spontane Aufzug Linker in der Innenstadt eigene Inhalte auf die Straße tragen und so über ein reines “gegen Nazis” hinaus kommen.
Für Unverständnis sorgten einige Entscheidungen der Polizei. Eine Polizeibeamte schlug einen jungen Demonstranten gezielt auf den Kopf, der daraufhin mit einer Platzwunde ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Außerdem sind zwei Antifaschist*innen im Gewahrsam. Besonders negativ ist erneut die “Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit”, kurz BFE aufgefallen. Sie sorgte immer wieder für chaotische Situationen und ging mit Gewalt gegen Demonstrant*innen vor. Dafür sind BFE-Einheiten bundesweit bekannt. “Die Polizei Dortmund muss sich fragen lassen, womit sie diesen Einsatz rechtfertigt. Unsere Leute haben souverän ihren Protest durchgezogen und sind in keiner Situation auf die Eskalationsversuche der Polizei eingegangen”, so Schwarz.
Während der “AK gegen Rechts” mit wenigen Beamt*innen sehr nah an der Route stehen durfte, mussten sich andere Spektren den Protest in Hör- und Sichtweite hart erarbeiten. “Durch unser mobiles Konzept konnten wir mit vielen Menschen laut und entschlossen nah an der Route protestieren”, so Lara Schwarz. Der Versuch der Polizei, Demonstrant*innen in “gewollt” und “ungewollt” einzuteilen, lief damit ins Leere.
“Uns ärgert auch, dass die Neonazis auf ihrer Wunschroute mitten durch die Dormtunder Innenstadt laufen durften. So entstehen prestigeträchtige Bilder hunderter Reichskriegsflaggen vor dem Dortmunder U, die so eigentlich nur die Nazis wollen können”, so Schwarz. “Solange die Nazis die Chance bekommen, jährlich zu hunderten durch Dortmund zu marschieren, werden wir dafür sorgen, dass Linke sich die Straßen an diesen Tagen nehmen. Blockaden sind für uns dabei weiterhin ein legitimes Mittel der Wahl.”
“Danke an alle, die heute so lange auf der Straße durchgehalten haben”, sagt Lara Schwarz. “Ob Demonstrantin, Sanitäter oder laute Anwohner – wir haben uns gut gegenseitig ergänzt und uns so einen erfolgreichen Tag beschert. Weiterhin ist der AK #DO1404 erfreut über die breite Unterstützung im Netz und die zahlreichen Posts unter dem Hashtag #do1404. Für den AK1404 ist der Tag damit aber noch nicht abgeschlossen. “Wir werden unsere Arbeit in den kommenden Tagen genau reflektieren und aufschlüsseln, was gut und was nicht gut gelaufen ist, um in Zukunft noch effektiver handeln zu können und neue Wege im Protest gegen extrem rechte Bewegungen zu finden” so Lara Schwarz.
Mit dem heutigen rechten Aufmarsch sind auch die angekündigten Aktionswochen der Nazis mit einigen wenigen Flyeraktionen und Kundgebungen vorüber. Auch während des Aufmarsches war online von den Nazis kaum etwas zu hören. Insgesamt ergab die Nazi-Kampagne “Europa Erwache” kein sehr starkes Bild. Als krönender Abschluss ließen hunderte Linke die Abschlusskundgebung der Nazis im Lärm untergeben.